Der Ballonverkäufer

Irgendwo in einer kleinen Stadt, saß ein alter Mann in einer etwas dunklen Ecke. Seine Kleider waren etwas zerschlissen, zum Teil geflickt und hier und dort, war noch ein Loch hinzugekommen. Seine Schuhe verrieten, dass er wohl viel gelaufen sein musste, denn die Sohle war dünn und sie löste sich schon vom Rest der Schuhe! Seine alten faltigen Hände hielten einen roten Herzballon in der Hand, der sanft über ihm schwebte und sich mit jedem kleinen Windhauch hin und her bewegte. Irgendwie schien er zu leuchten.

Ich hätte diesen Mann wohl kaum bemerkt, wenn mich sein so schöner Ballon nicht auf ihn aufmerksam gemacht hätte! Und so dachte ich mir, das er nicht wirklich einen guten Platz ausgewählt hatte, um seinen letzten Ballon zu verkaufen.
Sein Blick war auf den Boden gerichtet und als ich nur den Gedanken hatte, zu ihm zu gehen, erhob er seinen Kopf und schaute zu mir herüber! Ich erschrak fast, als ich sein Gesicht erblickte! Seine Kleider gaukelten mir vor, ich würde jetzt auch in ein verwahrlostes Gesicht schauen! Nichts dergleichen! So wie er sein Gesicht erhob, schien es ebenso zu leuchten wie der Ballon. Ein strahlend warmer und klarer Blick lud mich ein, näher zu kommen, nein, es war mehr, er zog mich förmlich zu sich hin. Und während ich mich auf ihn zubewegte, war es, als wenn in seinem Gesicht die Sonne aufging. Seine Augen und sein Mund verrieten die ganze Güte, die er unter dem scheinbar verwahrlosten Gewand verbarg! Ich verstand nicht, was geschah, wurde alles auf einmal so weit in mir! Es schien, als würde ich meinen Körper verlieren und mein Herz blank liegen, voller Wärme und einer Freude, die ich nur aus Kindertagen kannte und auch das war nichts gegen das Gefühl, welches sich in mir breit machte!
So stand ich vor ihm, sein strahlendes Lächeln erwidernd und wir sahen uns tief in die Seele! Und ich begann freudig zu sprechen: „Was für einen wunderschönen Luftballon du doch hast!“ Und ich fühlte, das ich nicht nur den Luftballon meinte! Er war es, der mich so sehr angezogen hatte! Der alte Mann strahlte und antwortete: „Möchtest du ihn?“, während seine Augen zu dem Ballon deuteten. Ich lachte und sagte: „Ja, sehr gerne“. Er streckte seine Hand nach meiner aus und übergab mir seinen Ballon. Seine so warme Hand berührte die meine und es war, als hätte er direkt mein Herz berührt. Mein ganzer Körper vibrierte vor Liebe und schien sich aufzulösen, in diesem Augenblick, als er mir diesen Ballon gab. Es war, als hätte uns der Himmel in sich aufgenommen, als tanzten tausend Engel um uns herum! Ich blieb eine gefühlte Ewigkeit in diesem Gefühl. Doch dann viel mir ein, dass ich ja noch bezahlen müsste! So fragte ich den alten Mann, was denn dieser Ballon kosten soll. Und sowie ich diese Frage stellte, sank der Ballon zu Boden und verlor sein Leuchten! Ich schaute auf den nun blass gewordenen Ballon, schaute ungläubig auf den alten Mann und wieder erschrak ich, denn sein Gesicht schien ebenso an diesem hellen Schein zu verlieren!
Der alte Mann sah mich an, sein Blick war immer noch so sanft und gütig geblieben und er erkannte die Frage, die sich hinter meinem starren Blick zu formulieren suchte.
So begann er zu sprechen: „ Du hast in die Dunkelheit geschaut und hast einen Bettler, dann einen Verkäufer und dann ein leuchtendes Herz gesehen. Du dachtest es sei ein Ballon. Ein Bettler, der seinen letzten Ballon verkauft! Erst als du mir in die Augen schautest, hast du die Liebe bemerkt, die ich bin. Du hast dich von mir im Herzen berühren lassen, dass sogar die Engel um uns tanzten und der Himmel sich für uns öffnete! Hier hast du die Wirklichkeit gesehen, denn ich bin weder ein Bettler, noch ein Verkäufer und das Herz, der Ballon, von dem du glaubtest, dass er leuchten würde, war mein wahres Herz, was du mit deinem Herzen „gesehen“ hast! In diesem Moment waren wir gemeinsam im Himmel, der ebenso wirklich ist! Dieser Himmel ist jedoch nur mit dem Herzen zu erreichen und wir können dort nicht alleine hingehen, denn erst wenn zwei sich in Liebe verbinden, öffnen sich die Himmelspforten. Die Liebe ist der Schlüssel.
Doch deine Augen kehrten wieder zum Verkäufer und zum Bettler zurück, in dem Augenblick, als du den Ballon in deinen Händen hieltest und ich deine Hand los lies. Und in diesem Moment, hast du den Himmel verlassen! Ich bin dort geblieben, denn ich habe dich in meinem Herzen aufgenommen und dort wirst du für immer bleiben, sicher und geliebt! Nun frage ich dich, willst du zurück in den Himmel kommen und alles aufgeben, was du in mir gesehen hast, außer der Liebe?“
Ich wollte mich kurz schämen, doch sein sanfter und liebevoller Blick lud mich ein, ihn zu umarmen. Und so schlang ich meine Arme um ihn, drückte ihn ganz fest an mein Herz und fühlte nun nur die Liebe, die uns verband….der Ballon begann aufs Neue zu leuchten und stieg gemeinsam mit uns gen Himmel, der sich mit uns freute!
Und wenn dich diese Geschichte berührt, weißt du das der Himmel die Wirklichkeit ist, weil du mit ihr an die Liebe erinnert wirst, die uns verbindet! Die Liebe kann niemals ein Handel sein und niemals können unser Augen die Wahrheit sehen! Dafür haben wir einzig unser Herz!

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